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Info-Besuch bei der Jugendhilfe in Creglingen. Unser Bild zeigt v.l. Anita Lurz und Werner Fritz von der Jugendhilfe Creglingen zusammen mit der SPD-Bundestagskandidatin Anja Lotz und dem SPD-Kreisvorsitzenden Thomas Kraft.
Sie ist ein wichtiger, mittlerweile in mehreren Städten des Landkreises (und im angrenzenden Bayern) tätiger sozialer Verein. Die Jugendhilfe Creglingen e.V. ist eine systemisch-familienorientiert arbeitende Einrichtung mit einem umfangreichen pädagogisch-therapeutischen Angebot für junge Menschen und deren Familien.
„Sie leisten viel und vor allem eine immens wichtige Arbeit“, betonte die SPD-Bundestagskandidatin Anja Lotz beim Besuch der Jugendhilfe-Hauptverwaltung in Creglingen. Als Gesprächspartner standen Geschäftsführer Werner Fritz sowie die Bereichsleiterin Süd, Anita Lurz, Rede und Antwort. Begleitet wurde Anja Lotz von der SPD-Kreis- und Creglinger Stadträtin Ute Schindler-Neidlein und dem SPD-Kreisvorsitzenden Thomas Kraft.
Landesweit bekannt ist die Jugendhilfe durch das nach wie vor laufende „Projekt Chance“, im Landkreis selbst sind es vor allem die Wohn- und Tagesgruppen, etwa in Bad Mergentheim (dort auch das Jugendhaus Marabu), Creglingen, Tauberbischofsheim und Wertheim. Tätig ist die Jugendhilfe auch im angrenzenden bayerischen Raum. Somit übernimmt der Verein ein hohes Maß an gesellschaftlicher Verantwortung, was die Besucher ausdrücklich hervorhoben.
Leider bestehe, wie Anja Lotz betonte, ja „ein steigender Bedarf an Hilfe und Unterstützung“, wobei sie den Geschäftsführer bat, die Gründe aus seiner Sicht zu nennen. Fritz konnte sich kurzfassen: „Wir haben bei uns einen gesellschaftlichen Spiegel. Es gibt viele Familien, in und bei denen es nicht mehr ‚rund‘ läuft.“ Die Klientel sei grundsätzlich „nicht anders als früher“, allerdings würden immer jüngere Kinder und Jugendliche „auffällig“. Und diese jungen Menschen sowie ihre Familien bräuchten eben entsprechende Hilfen. Es sei ein gesamtgesellschaftliches Problem, waren sich alle Gesprächsteilnehmer einig, und „verlorene Kinder und Jugendliche“ dürfte es eigentlich nicht geben.
Die Realität ist aber eine andere, wie Fritz und Lurz darlegten: „Es werden leider immer mehr; viele Hartz-IV-Elternhäuser haben Probleme mit und bei der Erziehung.“ Und auch die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund steige. Und die Flüchtlingszahlen – besonders erinnerte sei an die Jahre ab 2015 – sei einhergegangen mit zahlreichen unbegleiteten Jugendlichen – im Amtsdeutsch als unbegleitete minderjährige Ausländer (UMA) bezeichnet. Auch hier war die Jugendhilfe gefordert (im September 2015 regelrecht „plötzlich“, nämlich durch einen Anruf des Kreisjugendamtes am Morgen des 17. September) und habe diese Herausforderung „angenommen und positiv gemeistert“. Die von Anita Lurz den Besuchern überreichte Broschüre vermittelt das anschaulich.
Mit einem Anteil von 18 Prozent Alleinerziehender – zumeist sind es die Mütter - im Landkreis stehe ja weiterer Hilfebedarf im Raum, sagte Anja Lotz. „Können Sie das leisten?“ Geschäftsführer Werner Fritz sah es so: „Die Chancen auf Heimunterbringung steigen“, einfach wegen des wachsenden Bedarfs. Und der Handlungsrahmen sei durchaus „groß“– die Jugendhilfe biete spezielle Lösungen und Ansätze für die unterschiedlichen Bedürfnisse. Allerdings sah Fritz das Problem der Kosten – „die Sozialausgaben belasten Kreis und Kommunen stark, es gibt einen hohen wirtschaftlichen Druck“, und die Kämmerer machen das den Gremien immer wieder deutlich.
Kinder und Jugendliche dürften nicht „alleine gelassen werden, wenn sie Hilfe und Unterstützung brauchen“, betonte die Bundestagskandidatin. „Einrichtungen wie die Jugendhilfe brauchen mehr Mittel, und die Kommunen müssen entlastet werden. Da sind Land und Bund gefordert“, verdeutlichten die Besucher. Gerade angesichts der absehbar steigenden Aufwendungen sei ein frühzeitiges Einschreiten und Handeln langfristig kostensenkend. Deshalb gelte es auch, die Sozialsysteme zu sichern und stark zu machen. „Was wir bei unseren Kindern sparen, zahlen wir später doppelt“, betonte Anja Lotz. „Wenn wir früher handeln können, kostet es weniger“, bestätigte der Jugendhilfe-Geschäftsführer.
Lotz verwies zudem auf ein Kernproblem sozial schwacher Familien, nämlich die hohen Mieten. Zu kleine, dennoch teure Wohnungen, ohne Zimmer für die Kinder, in denen sie ungestört lernen und Hausaufgaben machen können, „haben langfristige Folgen“. Beim Thema bezahlbares Wohnen „handelt die SPD, nur muss sie es auch können, also über parlamentarische Mehrheiten verfügen“.
Was die Jugendhilfe sich denn von der Politik wünsche, wollte Anja Lotz abschließend erfahren. „Alles, was dazu beiträgt, diese Gesellschaft wieder näher zusammen zu bringen und ein Mehr an Gemeinschaft fördert“, antwortete Werner Fritz. Es gelte, „die Menschen mitzunehmen und damit auch wieder zu gewinnen.“ Damit verbunden sah Lotz auch das nötige Mehr an Wertschätzung für Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, als Aufgabe der Politik – „auf allen Ebenen“. Die Besucher machten deutlich, dass das Ehrenamt mehr gesellschaftliche Anerkennung verdiene, „weil da in vielen Bereichen Gutes getan wird“.
Bericht: Pressestelle