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Vorschau / übersicht
GESELLSCHAFTLICH - ÖKOLOGISCH - WIRTSCHAFTLICH
Allgemein gesprochen,… die öffentlichen Verkehrsmittel:
DIE BESONDERE BEDEUTUNG DER ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTEL FÜR DEN LÄNDLICHEN RAUM:
Nur wenn der ÖPNV gut getaktet, flächendeckend, kostengünstig, verlässlich aufgestellt ist, erreicht er eine breite Teilhabe der Bevölkerung. Nur so ist eine vorausschauende Verkehrspolitik planbar und wird dadurch zur gelebten Sozialpolitik!
Auf dem ländlichen Raum verfügen 17 % der Bevölkerung nur gelegentlich oder nicht über einen PKW! (Studie Mobilität in Deutschland) Dies gilt vor allem für ältere Menschen! Aber auch die jungen FührerscheininhaberInnen nehmen aktuell ab.
Deshalb bestimmt die öffentliche Mobilität mehr denn je die gesellschaftliche Teilhabe.
War früher die Familie, das Dorffest, DorfpfarrerIn und die Kirche am Ort für den Sozialkontakt wichtig, so finden wir heute eine zunehmende Vereinsamung aufgrund mangelnder Angebote auf den Dörfern vor. Das gelebte FÜREINANDER – MITEINANDER geht verloren.
Ältere Menschen leben häufig in den Teilorten. Einkaufsläden, Arztpraxen, kulturelle Veranstaltungen sind in den Orten nicht vorhanden. Was tun, wenn der Kühlschrank leer ist, ein Medikament benötigt wird, ein interessantes Theaterstück aufgeführt wird, die Familie oder Freunde besucht werden wollen? Das eigene Auto nehmen, obwohl die Fahrsicherheit nicht mehr gegeben ist? Freunde oder Bekannte fragen, die vielleicht im gleichen Alter sind? Das Ruftaxi bestellen, das den Heimatort nur zu ganz bestimmten Zeiten mit einer mehrstündigen Taktung anfährt und dann womöglich schon ausgebucht ist oder für den Heimweg nicht zur Verfügung steht? Was ist, wenn die körperliche Verfassung nicht mehr so gut mitmacht und lange Wartezeiten für die Rückkehr nach Hause überbrückt werden müssen?
Am einfachsten wäre es doch in die Stadt umzuziehen, oder? Wollen wir das? Soll der „alte Baum“ tatsächlich entwurzelt werden, nur weil wir uns scheuen ein funktionierendes ÖPNV-Netz aufzubauen. Und das in einer Zeit, die einen klima- und umweltschonenden Weg einschlagen muss. Macht es nicht wesentlich mehr Sinn unsere ältere Generation beweglich zu halten und ihnen das selbstständige Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen?
Macht es nicht viel mehr Sinn, Familien zurück aufs Land zu holen, weil die öffentliche Mobilität sich an dem Bedarf der Familie und der Berufsleben ausrichtet? Nebenbei ergeben sich neue Synergien, die junge und ältere Menschen zusammenbringen.
Wir sorgen uns um den demographischen Wandel auf dem Land. Zurecht, denn junge Menschen benötigen den ÖPNV sowohl für ihre Schulanbindung, Erreichbarkeit der Ausbildungsbetriebe und die Freizeitgestaltung. Wird die Heimat zum „Gefängnis“ ohne Ausbruchsmöglichkeit, so ist eine Abwanderung vorprogrammiert, bieten die Städte doch alle Möglichkeiten der Fortbewegung.
Heimat ist nur so schön, wie sie Lebensplanungen und -wünsche zulässt.
Wollen wir unsere Kinder auf Mopeds setzen und sie tagtäglich, sommers wie winters, den Gefahren des Straßenverkehrs aussetzen? Wollen wir, dass Eltern die tägliche Zerreißprobe mit Bring- und Holdienst zu Kindergärten, Schulen, Ausbildungsstätten, eigener Arbeit aushalten müssen, nur weil es an einer ordentlichen Taktung im öffentlichen Nahverkehr mangelt. Wollen wir unsere Kinder bereits um 6.00 Uhr morgens aus dem Haus schicken, damit sie den Schulweg bis zum Klassengong um 7.45 Uhr geschafft haben?
Was ist mit behinderten und mobilitätseingeschränkten Menschen? Sie sind besonders auf eine barrierefreie Nutzung eines flächendeckend vorhandenen ÖPNV angewiesen, um am öffentlichen Leben teilnehmen zu können! Wollen wir auch sie zwingen, sich in den Städten anzusiedeln, nur weil wir es nicht schaffen den öffentlichen Raum an die Bedürfnisse der Menschen anzupassen anstatt umgekehrt?
Wir Ländler sind bereit unseren Beitrag zum Klimaschutz zu bringen, haben doch die Fahrradzahlen und die FahrradfahrerInnen entsprechend zugenommen. Gerade E-Bikes geben neue Perspektiven. Wie sieht es aus mit der Mitnahme des Fahrrades in den öffentlichen Verkehrsmitteln? Nicht nur am Wochenende oder mit dem Radbus „Liebliches Taubertal – Der Klassiker“ für Touristen? Eine Mitnahmeanspruch des Vehikels im VRN besteht derzeit nicht grundsätzlich und ist nur in bestimmten Zeiten kostenfrei.
Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass der ÖPNV schon längst kein weicher Standortfaktor mehr ist. Zunehmend werden Unternehmen, Ausbildungsstätten, Wohnquartiere und Orte kulturellen Schaffens mit guter Erreichbarkeit ohne Auto gefragter und erreichen entscheidende Vorteile.
Homeoffice kann zu einer Verschiebung der zwingenden Wohnortbestimmung nah am Arbeitgeber in den Ballungsräumen beitragen. Dennoch müssen die ArbeitgeberInnen regelmäßig angefahren werden. Das muss ohne eigenen PKW reibungslos funktionieren, um den Ansiedlungswillen im ländlichen Raum zu bestärken. Der ländliche Raum ist lebenswert, wenn er zur Ernährung der Familie und dem eigenen beruflichen Vorwärtskommen beiträgt.
Abschließend lässt sich festhalten, dass die öffentliche Mobilität für die persönliche, soziale und berufliche Entwicklung entscheidend ist. Sie im ländlichen Raum nicht flächendeckend und gut getaktet mit optimierten Schienenknoten und Vollanschlüssen auszubauen und nur auf die Kosten je Personenkilometer zu schielen, ist absolut kontraproduktiv, um Klimaneutralität zu erreichen und den demographischen Wandel zu stoppen.
Unser ländlicher Raum bietet so viel: Saubere Luft – Wunderschöne Natur – Naherholung - Agrarprodukte - Regenerative Energien – Verlässliche Arbeitskraft – Solide Unternehmen - Weltmarktführer
Wir investieren in die Wärmeoptimierung der Gebäude und Heizsysteme sowohl im öffentlichen, als auch im Privatbereich. Wir erzeugen regenerative Energie und bauen Windkraft-, Biomasse-, Wasserkraft-, PV-Anlagen für die Versorgung weit über unseren ländlichen Raum hinaus. Warum sollen wir dann nicht entsprechend an der Verkehrswende partizipieren? Warum sollen wir im Bereich regenerative Wärme- und Stromerzeugung eine Vorreiterstellung übernehmen, umgekehrt uns jedoch bei der Mobilität sinnbildlich noch mit der Ölkanne begnügen?
Die Kombination aus Bus, Bahn, Taxi, autonome E-Fahrsysteme, E-Carsharing, Ausbau der digitalen Vernetzung, interkommunale Zusammenarbeit und ein zielorientierter Wille mit finanzieller Unterstützung von Land und Bund machen die Mobilitätswende im ländlichen Raum möglich.
Die Kreise müssen sich auf das Angebot in der Fläche konzentrieren dürfen. Die Flächenangebote müssen mit dem bereits vorhandenen und weiter auszubauenden Schienenverkehr kreisübergreifend adaptieren.
Öffentliche Mobilität ist ein Grundrecht!