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Vorschau / übersicht
v.l. Jan-Peter Röderer MdL, Karlheinz Graner OVV Haßmersheim-Hüffenhardt., Anja Lotz BT-Kandidatin, Klaus Ranger MdL, Jens Neser geschäftsführender Vorstand Familienheim Mosbach eG
Wie funktioniert die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum?
Zuerst braucht es eine Kommune, die für viele Menschen aus allen sozialen Schichten Wohnraum schaffen möchte.
Dann holt sie sich einen Investor ins Boot und beginnt mit ihm und dem Gemeinderat ein Konzept zu entwickeln. Wünsche, Anforderungen, Machbarkeiten werden im Bebauungsplan festgehalten und nach Handelseinigkeit werden die Vorgaben vom Investor mit dem passenden Bauunternehmen umgesetzt.
Wie so etwas dann aussehen kann, zeigt sich beispielhaft in der Kommune Haßmersheim.
44 Wohneinheiten in zwei viergeschossigen Wohngebäuden entstanden in extrem kurzer Bauzeit. Das Bauunternehmen, die Firma ALHO, Spezialist im Containerbau, hat in der Sparte modulares Bauen für Wohnzwecke für die enorme Zeitersparnis gesorgt. Die beiden Gebäude wurden in fertigen Modulen angeliefert und auf der Baustelle zusammengesetzt. Besonderheit: Die vor Ort ansässigen Handwerker mussten nicht von der untersten Etage ihre Materialien bis unters Dach schleppen. Die benötigten Baustoffe wurden bereits im Vorfeld in die jeweiligen Wohnwürfel gepackt und mit der Anlieferung in die Stockwerke transportiert.
Den Gebäuden ist der Modulcharakter nicht anzusehen. Entstanden sind hochmoderne Wohnungen, barrierefrei, mit Aufzügen in jede Etage und viel Licht und Luft, durch helle Bodenbeläge, großzügige Fenster und Balkon-sowie Terrassenflächen.
Auf Tiefgaragen konnte bewusst verzichtet werden, an ihrer Stelle wurden zwei Carports errichtet und Fahrradstellplätze. In jeder Wohnetage wurde an einen zentralen Abstellraum für die Mieterschaft gedacht, so dass Kinderwagen, Einkauftrolley, Tretroller usw. bequem, unsichtbar und vor allem die Fluchtwege freihaltend außerhalb der Wohnungen abgestellt werden können. In den Wohnungen wurde ebenfalls an Lagerraum und Waschmaschinenanschluss gedacht. Die Flure sind großzügig, die Außenanlage wird mit einem Landschaftsarchitekten angelegt.
Bereits in die Planung waren die Bedingungen des Gemeinderates an den Schutz der Natur, des Wärmekonzeptes und des guten nachbarschaftlichen Miteinanders eingeflossen. Der Flächenverbrauch konnte insgesamt durch die viergeschossige Bauweise verringert werden. Die Dächer sowohl der Wohngebäude als auch der Carports werden begrünt, um einen Teil der versiegelten Fläche auszugleichen.
Der Bauträger, die Baugenossenschaft Familienheim, betreibt mit diesem Wohnprojekt insgesamt ca. 1050 Wohnungen. Die Kommune hat bereits mit einem Bestandsgebäude der Familienheim gute Erfahrungen gemacht, so dass man sich sicher sein konnte, in der Genossenschaft den richtigen Bauträger gefunden zu haben.
Was mich persönlich besonders gefreut hat, ist der Umstand, dass ältere Bestandsmieter bevorzugt in der neuen Immobilie Wohnungen mieten können. Gerade die älteren Bestandsgebäude verfügen nicht über die gewünschte Barrierefreiheit, so dass durch den Umzug einiger Mieter in das neue Objekt wiederum kostengünstiger Wohnraum frei wird.
Die geförderten Wohnungsmietpreise liegen je qm 1,50 Euro unter den marktüblichen Preisen. Marktüblich sind für Haßmersheim in Neubauten laut Auskunft des Bauträgers derzeit 9,75 Euro.
Durch die Mischung von geförderter und ortsüblicher Miete in einem Projekt werden sozialfreundliche Mieterstrukturen geschaffen.
Insgesamt sind im Baugebiet Haßmersheim noch weitere 88 Bauplätze, ein Kindergarten, ein Einkaufsmarkt und eine vollstationäre Pflegeeinrichtung der AWO in der Entstehung. Für eine gute Anbindung an die bestehende Besiedlung hat der Gemeinderat ebenfalls gesorgt. So kann ausgeschlossen werden, dass aus dem neuen Baugebiet eine sogenannte Trabantenstadt ohne Begegnung und Anschluss an das Ortsgeschehen wird.
Natürlich werden auch in Haßmersheim durch die neuen Bauplätze Flächen umgewandelt. Davor kann auch ich die Augen nicht verschließen, doch der Bedarf an Wohnraum und vor allem bezahlbaren ist da. Die Kommunen müssen den Spagat zwischen Aufwertung der Innenstädte und einem gemäßigten Zuwachs an Bauflächen in den Neubaugebieten schaffen. Haßmersheim hat mit den beiden neuen Wohngebäuden die Wohnkapazitäten um über 30 Prozent im Verhältnis zur gesamten Neuerschließung erhöht und konnte so Bauland einsparen.
Bericht: Anja Lotz